Bertolt Brecht: Notizbücher
Hrsg. im Auftrag der Akademie der Künste Berlin und des Instituts für Textkritik Heidelberg von Martin Kölbel und Peter Villwock, Berlin: Suhrkamp 2010ff.
Ballade in der Stunde der Entmutigung (um 1921; NB 4, 66r, in: Brecht: Notizbücher, II, 266; © Suhrkamp Verlag / Akademie der Künste Berlin)
Die Notizbücher sind der wichtigste noch unveröffentlichte Werkkomplex Bertolt Brechts. Für seinen Schreib- und Denkprozeß haben sie eine Schlüsselfunktion: Sie begleiten seine gesamte Produktion (1918–1956), fast jedes seiner Projekte nimmt hier seinen Ausgang, hier zeigt sich seine Arbeitsweise offen und lebendig.
Ediert werden erstmals sämtliche 54 überlieferten Notizbücher (12 Bände), die aus Notizbüchern stammenden, aber separat überlieferten Einzelblätter (1 Band) sowie zwei Adreßbücher (1 Band); also insgesamt 14 Bände. Die Ausgabe ist als Hybridedition konzipiert.
Die Buchausgabe bildet jede beschriebene Seite in hochwertigen Schwarz-Weiß-Reproduktionen ab und stellt ihnen eine standgenaue Umschrift zur Seite. Lesetexte werden nicht konstituiert. Der Anhang erschließt in den Stellenerläuterungen Quellen sowie Lebens- und Werkzusammenhänge; bei schwierigen Befunden wird eine Textkonstitution vorgeschlagen, auf Deutungshinweise wird außer in begründeten und ausgewiesenen Fällen verzichtet. Eine philologische Dokumentenbeschreibung, ggf. weitere Dokumente, Zeittafel, Literaturliste und verschiedene Register erschließen die Notizbücher aus verschiedenen Perspektiven. Die Bände umfassen jeweils 500–700 Druckseiten.
Die Elektronische Edition ergänzt das Buch mit der Abbildung der Notizbuch-Doppelseiten in Farbe (ohne Transkription), Quellentexten sowie zugehörigen Entwürfen oder Konzepten aus Brechts Nachlaß. Kumulativ geführt und kontinuierlich aktualisiert werden Corrigenda, Zeittafel, verschiedene Register und ein Diskussionsforum, in dem neue Erkenntnisse und Detailfragen der Forschung kommuniziert werden.
Die Notizbuch-Edition ist die erste historisch-kritische Brechtausgabe und ein erster Schritt zu einer wissenschaftlichen Gesamtausgabe der Werke Brechts, die allen bisherigen Textredaktionen und Leseausgaben zum Trotz noch aussteht. Sie ist so einfach und offen angelegt, daß jede spätere (Teil-)Ausgabe an sie anknüpfen kann.
Lied an die Kavaliere der Station D, Lied von Liebe (1918; NB 1, 5v-6r, in: Brecht, Notizbücher, I, 25f.; © Suhrkamp Verlag / Akademie der Künste Berlin)
Herausgeber
Dr. Martin Kölbel
koelbel@adk.de
Dr. Peter Villwock
villwock@adk.de
Projektleiter
Prof. Dr. Roland Reuß (Leiter des Instituts für Textkritik, Heidelberg)
Prof. Dr. Erdmut Wizisla (Leiter des Bertolt-Brecht-Archivs, Berlin)
Institutionelle Anbindung
Bertolt Brecht-Archiv der Akademie der Künste, Berlin. Institut für Textkritik e.V., Heidelberg. Universität Heidelberg, Germanistisches Seminar.
Laufzeit
15–20 Jahre
Förderung
Band 7: Deutscher Literaturfonds, Darmstadt. Band 1-3: Otto Wolff Stiftung, Köln.
Publikationen
Band 1: Notizbücher 1–3 (1918–1920)
Band 2: Notizbücher 4–8 (1920)
Band 3: Notizbücher 9–12 (1921)
Band 4: Notizbücher 13–16 (1922–25) – erscheint 2018/19
Band 7: Notizbücher 24 und 25 (1927–1930)
Vergangene Veranstaltungen
Tue, 02. Jun 2015 Uhr
Dr. Martin Kölbel und Dr. Peter Villwock (Germanistisches Seminar, Universität Heidelberg / Bertolt-Brecht-Archiv, Akademie der Künste Berlin)
Zur Problematik der Edition von Brechts Notizbüchern. Ein Werkstattbericht.
Ort: Hörsaal 04 der Neuen Universität