Johann Fischarts Daemonomania Magorum
Kommentar zur deutschen Übersetzung von Bodins Dämonologie
Ziel des Projektes sind die kritische Edition sowie die ausführliche interdisziplinäre Kommentierung von Johann Fischarts Daemonomania Magorum (Erstausgabe 1581), einer Übersetzung der Démonomanie des sorciers des französischen Juristen und Staatstheoretikers Jean Bodin (Erstausgabe 1580). Dieses zentrale Werk gelehrter Hexenliteratur vereint auf fast 800 Druckseiten in enzyklopädischem Ausmaß umfassende Felder wissensvermittelnder Literatur der antiken, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Quellen und zeitgenössische Prozessberichte, um diese für den Hexendiskurs des 16. Jahrhunderts nutzbar zu machen und sie gegen den von Johann Weyer in De Praestigiis Daemonum (Erstausgabe 1563) angeführten Melancholiediskurs zu instrumentalisieren. Bodins komplexer Text greift auf die verschiedensten Wissensfelder der frühen Neuzeit aus: unter anderem auf die Rechtswissenschaft, Medizin, Theologie, Philosophie, diverse Philologien sowie den zeitgenössischen dämonologischen Diskurs. In der interessengeleiteten, mit umfassenden Erweiterungen versehenen deutschen Übertragung erfolgen kulturelle Transformationen und signifikante konfessionelle Anpassungen. Der Text ist insofern Dokument transkultureller und zwischen verschiedenen Wissensfeldern operierender Transformationsprozesse im frühneuzeitlichen Europa, jedoch als solcher bislang kaum gewürdigt worden. Auch eine philologische Erschließung des Textes steht aus. Ziel ist es, den Lesern unterschiedlicher Disziplinen einen Zugang zu diesem komplexen Text zu ermöglichen, welcher vor allem durch die von zahlreichen Einschüben verschattete Argumentationsstruktur und die hohen Anforderungen an das mitzubringende Vorwissen erschwert wird. Angestrebt wird ein in hohem Maße konsultierbarer Kommentar, der gleichermaßen Quellenerschließung betreibt und eine dämonologische Quellenhermeneutik nachvollziehbar macht, die sprachliche Produktivität der Übersetzung würdigt und Interpretationshilfen bereitstellt.
Projektleiter
Prof. Dr. Tobias Bulang
tobias.bulang@gs.uni-heidelberg.de
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Projektmitarbeiter
Dr. Helge Perplies
helge.perplies@gs.uni-heidelberg.de
Persönliche Homepage
Wissenschaftliche Hilfskräfte
Carola Kasimir
Hannah Mieger
Nicolai Schmitt
Felix Timmer
Institutionelle Anbindung
Germanistisches Seminar, Universität Heidelberg
Laufzeit
derzeit September 2016 bis August 2019
Förderung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Publikationen
Sammelband:
Johann Fischart, genannt Menzer. Frühneuzeitliche Autorschaft im intermedialen Kontext, hg. von Tobias Bulang unter Mitarbeit von Sophie Knapp, erscheint: Wiesbaden 2019.
Aufsätze:
Bulang, Tobias / Hannah Mieger: Von der Magie zur Verwaltung. Magiegeschichtliche Entwürfe frühneuzeitlicher Dämonologen und ihre Folgen, erscheint in: Denis Roth, Claus Priesner (Hg.), Magie als Welterklärung in Literatur und geistesgeschichtlichen Kontext, Frankfurt am Main u.a. 2019.
Bulang, Tobias: Sprachhybridisierung und Mythensynkretismus in Johann Fischarts ‚Geschichtklitterung‘, erscheint in: Anne-Pascale Pouey-Mounou, Paul J. Smith (Hg.), Langues hybrides. Expérimentations linguistiques et littéraires (XVe – déb. du XVIIe siècle). Hybridsprachen: Linguistische und literarische Untersuchungen (16. – Anfang 17. Jahrhundert), De lingua et linguis VI, Genève 2019.
Bulang, Tobias: Possible Discourses and the Unfolding of the Implicit. Some Remarks on Fischart’s ‚Catalogus Catalogorum‘, erscheint in: Paul Smith, Anne-Pascale Pouey-Mounou (Hg.), Satirical Catalogues – Ficticious Libraries (16th-18th Century), Leiden 2019 (Brill, Intersections).
Bulang, Tobias: Poetische Ermittlungen. Die Hexengedichte von Thomas Kling, erscheint in: Frieder von Ammon, Rüdiger Zymner (Hg.), Gedichte von Thomas Kling. Interpretationen, Münster 2019.
Bulang, Tobias: Représentations hybrides de l’inspiration poétique et conceptions de l’œuvre chez Gottfried von Straßburg et Johann Fischart, erscheint in: Anne-Pascale Pouey-Mounou, Mireille Huchon (Hg.), Inqualifiables fureurs. Les qualifications des figures de l’inspiration dans l’Europe de la Renaissance, 2019.
Bulang, Tobias: Hermeneutic Animals. Johann Fischart’s Use of Emblems in his German Translation of Rabelais, in: Jan Enekel, Paul Smith (Hg.), Emblems and the Natural World, Leiden 2017 (Brill, Intersections), S. 610–628.
Bulang, Tobias / Raffaela Kessel / Joana van de Löcht / Nicolai Schmitt: Johann Fischarts ‚Daemonomania Magorum‘ im wissensgeschichtlichen Kontext. Ausblick auf Edition und Kommentar einer frühneuzeitlichen Dämonologie, in: Daphnis 43 (2015) H 2, S. 414–480.
Bulang, Tobias: Satirische, dämonologische und wissensvermittelnde Schreibweisen über die Alchemie im Werk Johann Fischarts, in: Peter-André Alt u.a., Magia daemoniaca, magia naturalis, zouber, Wiesbaden 2015, S. 189–202.
Vergangene Veranstaltungen
Tue, 21. Apr 2015 Uhr
Prof. Dr. Tobias Bulang (Germanistisches Seminar, Universität Heidelberg)
Johann Fischarts Übersetzung von Jean Bodins Dämonologie. Edition und Kommentar
Ort: Hörsaal 04 der Neuen Universität
Wed, 10. Apr 2019 Uhr
Fünftes Werkstattgespräch Interdisziplinäre Kommentierung frühneuzeitlicher Wissensliteratur
Ort: Germanistisches Seminar, Heidelberg