Theologenbriefwechsel
Theologenbriefwechsel im Südwesten des Reichs in der Frühen Neuzeit (1550–1620)
Aufgabe und Ziel des Forschungsvorhabens ist die Erfassung, Erschließung und Teiledition der Briefe aller führenden Theologen und kirchenleitenden Persönlichkeiten der Kurpfalz, Württembergs und Straßburgs in den Jahren von 1550 bis 1620. Eine Auswertung der Briefe dieses Zeitraums eignet sich in besonders guter Weise, um die Konfessionalisierung und ihre Folgen in der Frühen Neuzeit zu klären. Korrespondenzen sind eine besonders ertragreiche Quelle, wenn man nicht nur die Briefwechsel einzelner Personen erschließt, sondern möglichst vollständig die Briefe bestimmter Personengruppen in ausgewählten Regionen in klaren Zeiträumen in den Blick nimmt. Dann lassen sich Netzwerke erschließen und Muster allgemeiner Gültigkeit werden leichter sichtbar. Da Theologen bei der Herausbildung der Konfessionen eine Schlüsselrolle gespielt haben, geben ihre Briefe in besonderem Maß Auskunft über Motive und Mechanismen der Konfessionalisierung.
Theologenportraits
Zu erwarten ist – bei einer Zahl von etwa 185 relevanten Personen – ein Corpus von ca. 35.000 Briefen. Diese große Menge an Dokumenten wird anhand der Basisdaten (Absender, Adressat, Datum, Incipit, Schlagworte zum Inhalt etc.) in einer Datenbank erfasst, ein Teil zusätzlich als Digitalisat der handschriftlichen Vorlage wiedergegeben und eine noch begrenztere Auswahl auch transkribiert geboten. Zudem sollen etwa 1.000 für die Frage nach dem Zusammenhang von Konfessionalisierung, Territorialstaatsbildung und Säkularisierung besonders relevante Briefe ediert und kommentiert werden. Mit der Erfassung und Edition der Briefe geht deren inhaltliche Auswertung im Hinblick auf diese zentralen Themen einher. Am Projekt beteiligte Promovierende werten einzelne Briefwechsel gezielt aus. Die Erforschung der umfangreichen Briefcorpora stützt sich auch auf neue Text-Mining-Verfahren. Nicht zuletzt dienen die Daten der erfassten Briefe als Grundlage für die Rekonstruktion und die Analyse der Korrespondenznetzwerke der südwestdeutschen Theologen.
Forschungsstellenleiter
Prof. Dr. Christoph Strohm
Persönliche Homepage
Projektmitarbeiter
Dr. Sabine Arend
sabine.arend@hadw-bw.de
Dr. Stephen E. Buckwalter
stephen.buckwalter@hadw-bw.de
Dipl.-Theol. Daniel Degen
daniel.degen@hadw-bw.de
Dr. Gerald Dörner
gerald.doerner@hadw-bw.de
Dr. Max Graff
max.graff@hadw-bw.de
Prof. Dr. Thomas Wilhelmi
thomas.wilhelmi@gs.uni-heidelberg.de
Institutionelle Anbindung
Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Laufzeit
15 Jahre
Förderung
Im Rahmen des geisteswissenschaftlichen Langzeitförderungsprogramms der Union der Akademien der Wissenschaften.
Kontakt
Karlstr. 5
69117 Heidelberg
Publikationen
„ein bogen papyr und ein wenig dinten“. Eine neue Forschungsstelle der Heidelberger Akademie der Wissenschaften erschließt die Briefwechsel von südwestdeutschen Theologen (1550–1620), in: Momente. Beiträge zur Landeskunde von Baden-Württemberg 3 (2017), S. 27-31.
Sabine Arend, „Obwol der alte rockh mitt ein newen fleckhen schwerlich zu flickhen sein werde, welle er doch sein bestes thun“. Johannes Brenz und die Kirchenpolitik in Jülich- Kleve-Berg in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 151 (2015) [erschienen 2017], S. 417-488.
Sabine Arend, Im konfessionellen Netzwerk. Die Grafschaft Nassau-Dillenburg im 16. Jahrhundert, in: Wunder, Heide/ Jendorff, Alexander/ Schmidt, Carina (Hg.), Reformation – Konfession – Konversion. Adel und Religion zwischen Rheingau und Siegerland im 16. und 17. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 88), Wiesbaden 2017, S. 75-96. Zugleich abgedruckt in: Nassauische Annalen 128 (2017), S. 75-96.
Max Graff, Tagungsbericht: Probleme digitaler Erfassung und Edition von Briefwechseln. Theologenbriefwechsel im Südwesten des Reichs in der Frühen Neuzeit (1550-1620). 22.03.2017–23.03.2017, Heidelberg, in: H-Soz-Kult, 24.05.2017, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-7185>
Christoph Strohm, Theologenbriefwechsel im Südwesten des Reichs in der Frühen Neuzeit (1550-1620). Zur Relevanz eines Forschungsvorhabens (Schriften der Philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 57), Heidelberg 2017.
Christoph Strohm, Martin Bucer und die südwestdeutsche Reformationsgeschichte, in: ders./Thomas Wilhelmi (Hg.), Martin Bucer, der dritte deutsche Reformator (Akademiekonferenzen, 26), Heidelberg 2017, 29-51.
Alfried Wieczorek / Christoph Strohm / Stefan Weinfurter (Hgg.), Reformation! Der Südwesten und Europa. Begleitband zur Ausstellung (Publikationen der Reiss-Engelhorn- Museen Mannheim 81), Regensburg 2017. Darin:
- Christoph Strohm, Die Kurpfalz und der Westen, S. 89-99;
- Christoph Strohm, Konfessionsbildung im deutschen Südwesten und ihre Bedeutung für Europa, S. 101-111;
- Christoph Strohm, Heidelberger Katechismus, S. 219f.;
- Thomas Wilhelmi, Porträtmedaille Martin Bucers, S. 158;
- Thomas Wilhelmi, Handschrift mit Predigten von Johannes Brenz, S. 149-151;
- Thomas Wilhelmi, Faksimile von Martin Bucers Straßburger Gesangbuch, S. 154-155.
Max Graff / Thomas Wilhelmi, Theologen-Briefwechsel des 16./17. Jahrhunderts. Zum Vorgehen bei deren Sammlung und Erschließung. In: Philipp Melanchthon in der Briefkultur des 16. Jahrhunderts, Heidelberg 2015, S. 51-70.